Lerntheoretische Modelle

22 Übergang zu kognitiven Theorien

Kognitive Wende

Der Begriff Kognitive Wende bezeichnet die Entwicklung vom Behaviorismus und den frühen lerntheoretischen Modellen hin zu den kognitiven Modellen, die in den 1950er und 1960er Jahren begann.

Die Grafik zeigt ein schematisches Gehirn innerhalb einer Vielzahl von Umgebungseinflüssen. (c) www.neuronation.de
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Trotz der wichtigen Bedeutung von Lernprozessen für die Erklärung menschlichen Verhaltens sind nicht alle Handlungen rein lernpsychologisch erklärbar. Die Grenzen klassischer Lerntheorien liegen vor allem in einer fehlenden Berücksichtigung innerpsychischer Faktoren, wie motivationaler und volitionaler Prozesse, die notwendig sind, um geplantes Verhalten oder bestimmte soziale Verhaltensweisen (z. B. altruistisches Verhalten) zu erklären (Petermann et al., 2011).

Viele Behavioristen erkannten, dass Menschen von Gedanken, Überzeugungen und Einstellungen geleitet werden, also kognitiven Verhaltensweisen, die von der behavioristischen Theorie weitgehend ignoriert wurden. Daher begannen sie, eigene Theorien zu entwickeln, die das nicht sichtbare Verhalten ebenfalls berücksichtigten. Diese kognitiv-behavioristischen Theorien schlagen eine Brücke zwischen dem lerntheoretischen und dem kognitiven Modell (Comer, 2008).

In der Verhaltenstherapie zeigte sich der Einfluss von kognitiven Phänomenen auf den Therapieprozess, deshalb begannen auch die Verhaltenstherapeuten schon früh, kognitive Elemente in ihre Theorien zu integrieren. Je mehr die Ausschliesslichkeit der lerntheoretischen Erklärungen für einige therapeutische Phänomene bezweifelt wurde, desto mehr nahmen sich die eher praxisorientierten Forscher die Freiheit heraus, die Verhaltenstherapie mit «theoriefremden» Elementen zu erweitern. Nach und nach entstanden somit immer weitere kognitiv bereicherte und begründete Modifikationen verhaltenstherapeutìscher Ansätze (Kriz, 2007).

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