Online ist anders!

Ja, online ist anders aber nur wenig anders! Die Didaktik bleibt sich nämlich gleich, nur die Rahmenbedingungen sind anders[1]. Weil man oft nicht vor Ort ist, muss man der möglichen Anonymität und Vereinsamung entgegentreten. Niemand steht vorne und eine Frage kann nicht sofort beantwortet werden. Es braucht mehr Führung, sprich eine höhere Verschriftlichung. Diese und weitere Felder sind in diesem Kapitel beschrieben.

Nebenbei: Präsenz ist immer . Online kann synchron oder sein.

Die allerwichtigste Frage!

Was muss ich in der Präsenz behalten? (Und, was kann ich ausserhalb der Präsenz machen?) Wofür reist der Studierende extra zur Präsenz an? Was kann er/sie nicht von zuhause aus machen?

Was mache ich sychron, was asynchron?

Anonymität (Profile, Kennenlernen,…)

Gerade am Anfang des Studiums bzw. zu Beginn eines neuen Moduls, wenn man die Kommilitonen noch nicht so gut kennt, erfordert es Überwindung um in Kontakt zu treten. Oft erfordert es eine grosse Überwindung auf Seiten der Studis, in einem Online-Setting Fragen zu stellen – egal ob in einem asynchronen (z. B. Forum) oder synchronen (z. B. Webkonferenz) Kontext. Dieses Vertrauen und die Bereitschaft zur Online-Kooperation muss aufgebaut und gefördert werden.

Als Allererstes muss die Kommunikation unter den Studierenden explizit erlaubt werden! Also z. B. „Tauscht euch bitte auch mit Kommiliton*innen aus, die ihr noch nicht kennt.“ Dies mag komisch klingen, aber wegen dem anderen/neuen Setting werden nicht alle Regeln gleich übernommen. Annahmen, auch falsche, werden getroffen.

Zweitens soll das Kennenlernen unterstützt werden, zum Beispiel durch Online- Visitenkarten oder (Rate-)Spiele, mit denen man Gemeinsamkeiten entdecken kann oder die eben dem sozialen Austausch dienen.

Als letzten Punkt kann auch ein spezifischer (virtueller) Begegnungsraum eröffnet werden, der explizit dazu genutzt werden darf auch mal Fachfernes auszutauschen, siehe ‚Cafeteria-Forum‘.

Klare Führung (mehr Infos als bei reiner Präsenz)

Das Keyword ist Verschriftlichung. In der Präsenz kann ich den Studierenden immer noch spontan weitere Infos mitteilen, wenn sie danach fragen. In einer Online-Phase sind die Studierenden auf sich gestellt und müssen die Aufgaben mit den vorhandenen Informationen und Materialien meistern. Es ist schwierig an alles zu denken, speziell in einer ersten Durchführung. Um diesem Problem entgegenzuwirken, können Foren eingesetzt werden, um aufkommende Fragen abzufangen. Bei weiteren Durchführungen können die Materialien soweit ergänzt werden, dass die wichtigsten und häufigsten Fragen von vorneherein abgedeckt sind.

Um Rückmeldungen zum Verständnis, ohne die Gesichter meiner Studis zu sehen, zu erhalten, können Online-Quizzes oder Abstimmungen durchgeführt werden. Um die Studis „am Ball“ zu halten, benötigt es einer klaren zeitlichen Struktur und Taktung. Abwechslung und regelmässige Kommunikation sind eine grosse Hilfe.

Termine

Wenn man mehr online unterwegs ist, reduziert sich häufig die Informationsweitergabe, die man sonst nebenbei in Pausen hat. Man spricht nicht mehr so leicht zufällig darüber, dass der nächste Präsenztermin nicht am gewohnten Ort stattfindet o. ä.

In jedem Fall ist es entscheidend, dass alle Termine an einem Ort kommuniziert werden. Den Abgabetermin zum Leistungsnachweis gerne zusätzlich an der Stelle, wo der LNW hochgeladen werden soll. Aber nicht nur dort, sondern eben auch da, wo die anderen Termine vermerkt sind.

Auch den „zufälligen“, informellen Austausch zwischen Studierenden kann man fördern, z. B. mit virtuellen Begegnungsräumen. Aber dazu später mehr.

Taktung & Verzahnung

Beim Blended Learning oder Flipped Classroom ist die Verzahnung zwischen Präsenz und Onlineanteilen immens wichtig. Gerade Blended Learning-Unerfahrene bekommen sonst möglicherweise den Eindruck während der Selbstlernphasen in einer „Parallelwelt“ zu lernen.

Deshalb muss man genau wie beim konventionellen Präsenzunterricht bedenken: Was baue ich – online oder in der Präsenz – auf, worauf ich mich in der nächsten Phase beziehe? Zusätzlich zu den eigenen Überlegungen sollte diese Verzahnung auch gegenüber den Studierenden explizit gemacht werden: Wofür werden die Arbeitsaufträge aus der Selbstlernphase später genutzt? In der Selbstlernphase erarbeitetes Wissen sollte in der Präsenz wieder aufgegriffen werden – und umgekehrt.

Onlineunterricht, sei dieser synchron oder asynchron, sollte also genau gleich getaktet sein wie Präsenzunterricht. Klarer Ablauf, klare Ziele und Erwartungen sind unabdingbar.

Überflut

Wegen der nötigen, höheren Verschriftlichung gibt es ganz schnell ein Haufen Zeugs, und für verschiedene Methoden und Szenarien werden auch verschiedene Tools eingesetzt.

Weniger ist oft mehr, d. h. es geht nicht darum möglichst viele verschiedene Tools in einem Modul anzuwenden. Empfehlenswert ist, für die gleiche „Kommunikationsart“ auch immer das gleiche Tool zu verwenden. Beispielsweise für Arbeitsaufträge immer einen Blog. Es wäre ungeschickt, in einem Modul gleich drei verschiedene Video-Chat-Tools einzusetzen. Am besten wählt man ein paar Tools und verwendet diese mehrmals im Semester.

Weiter sollen die Studierenden auch auf Arbeitstechniken und -hilfen aufmerksam gemacht werden, wie etwa Bookmarks/Favourites im Browser, Dateien nur an einem Ort verwalten (nicht gleichzeitig auf Dropbox und GoogleDrive) und die Nutzung eines Passwortmanagers.

Verbindlichkeit

Klar ist eines: Informationen oder Aufträge, die online kommuniziert werden, sind ebenso gültig und verbindlich, wie die aus Präsenzveranstaltungen. Es empfiehlt sich zu Beginn eines Blended Learning-Settings nochmal zu darauf hinzuweisen, dass viele Informationen ausschliesslich auf ILIAS bekannt gegeben werden, nicht z. B. extra noch per Mail.

Ebenso gilt Holschuld und nicht Bringschuld.

Beim Blended Learning-Ansatz wird immer wieder erwähnt, dass die Studis nicht vorbereitet in die Präsenz kommen. Hier geht es zum Gesamtszenario  „Flipped Classroom“. Ganz interessant sind die Hinweise zu „Durchhaltevermögen“!

FAQ

Lösungsvorschläge für die vier häufigsten Hürden, von der Uni Bern im folgenden PDF erklärt.

  1. Die Vorbereitungslektüre wird nicht gelesen.
  2. Trittbrettfahren bei Gruppenarbeiten vermeiden.
  3. Ich weiss nicht, wo meine Studierenden stehen.
  4. Grundlagen müssen immer wieder vermittelt werden.

Weiteres zum Thema


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Brainstorming

Hier ist ein weiteres Tool (answergarden.ch), das für Brainstorming auch eingesetzt werden kann. Hast du fürs 2021 einen Wunsch?
https://answergarden.ch/embed/1597287


  1. Ob man einen grossen oder kleinen Raum hat für die Präsenz, ob dieser einen Projektor oder nur ein Flipchart zur Verfügung stellt, sind genau solche Rahmenbedingungen. Man stellt sich auf die Rahmenbedingungen ein. Die grösste Herausforderung ist wohl die fehlende, natürliche Präsenzkommunikation. Diese muss man online bewusst gestalten.

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